Bernd vom Zwischenahner Meer

17.03.11

 

 

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Die Geschichte der Schratz von Bernd Ziesmer aus Oldenburg

Text und Fotos von Bernd Ziesmer

Meinen Schratz hat es hoch in den Norden aufs Zwischenahner Meer verschlagen. Gebaut wurde er angeblich in den frühen Vierzigern – aber das ist Legende, mündliche Überlieferung. Ob die Segelnummer 217 noch original ist, weiß ich leider auch nicht. Es scheint ich um die „Familienversion“ zu handeln; kein Traveller, Plicht endet eckig am Heck und über 1,70 m breit. Hier auf dem Zwischenahner Meer dreht er seit 3 Jahren seine Runden; bis in die Fünfziger Jahre lag er wohl als Leihboot am Chiemsee, dann hat ihn jemand gekauft und nach Niedersachsen geholt. Nachdem er 2 Jahre trocken lag, hat ihn ein Freund von mir ans Zwischenahner Meer versetzt. Von ihm habe ich das Boot im letzten Sommer übernommen – und zwar in einem recht fragwürdigen Zustand...

Da ich auf diesem Schratz das Segeln gelernt und den Spaß an alten Holzbooten entdeckt hatte, musste ich ihn einfach kaufen, auch wenn jeder vernünftige Mensch davon abgeraten hätte! Es hatte uns fast den Mast durch die Bodenbretter getrieben, weil die entscheidende Nase am Kielschwein, die den Druck des Mastes auf eine Bodenwrange überträgt,  im Sommer davor den Weg über Bord genommen hatte, ohne dass jemand wusste, was das für ein Holzteilchen war, das da in der Bilge schwamm - später fanden wir heraus, wie entscheidend es war... 

Die Bodenbretter unterm Mast wieder festgeschraubt, dem Mast ne neue, deutlich stabilere Stütze konstruiert, (,den Kaufpreis nach unten korrigiert) und wieder ab ins Wasser - im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach dieser Schnellreparatur und einigen vorangegangenen Sikaflex-Notlösungen lag der Schratz nun deutlich tiefer als üblich im Wasser; ohne Schöpfen konnte man das Ding gar nicht mehr fahren - alle 2 Stunden mindestens! Alle 3 oder 4 Tage zwangsweise in den Hafen, weil ich Angst hatte, der Kahn säuft mir sonst ab. 

So habe ich das gute Stück übernommen und hatte dennoch einen wunderbaren Segelsommer im letzten Jahr! Jetzt liegt er bei mir in der Garage, hat etliche neue Spanten bekommen (da waren kaum welche ohne Brüche), 2 neue Bodenwrangen und einige andere Reparaturen erfahren. Glasfasermatten- und Epoxy-verstärkt hoffe ich, dass ich in diesem Sommer wieder trockenen Fusses segeln kann. Ich wage zu träumen, dass wir noch im Juni zu Wasser gehen!!! Kann es kaum noch erwarten und werde dann berichten...


 

UPDATE SAISON 2007 (29.05.2007)

Also, meine Reparaturen am Unterwasserbereich - viele Spanten, zwei Bodenwrangen, Epoxy und ein bisschen Glasfasermatte - das hat prima geklappt. Weil ich unbedingt noch ins Wasser wollte im Sommer 2006, sah der Rumpf zwar schlimm aus, Epoxy pur, aber das Boot war dicht! Ein ganz neues Gefühl! Und mit den ungezählten aufgedoppelten Spantenbrüchen fühlte ich mich auch deutlich stabiler bei Welle und Wind. Wasser kam jetzt nur noch reichlich zwischen den Planken im Freibord rein. Die wollten rein gar nicht zuquellen; kamen ja auch nur bei Lage ins Wasser und der Sommer war ziemlich sonnig. Naja, das mit dem Schöpfen kannte ich ja schon - reine Routine...

Im letzten Winter dann habe ich ein Loch im Zinkblech-verkleideten Schwertkasten abgedichtet, noch etliche Spanten in Bug und Heck aufgedoppelt und das Freibord abgezogen - dabei haben mich schon etliche Schraubenköpfe angelacht! Die Plankenstöße aufgeflext - jaja, brutal, ich weiss - und Epoxy rein. Mit Siena eingefärbt, damits nicht so dumm aussieht. Zum Ausleisten konnte ich mich nicht durchringen. Dummerweise dachte ich, wenn ich Epoxy verdünnt mit Aceton zum Vortränken nehme, dann fällt die eigentliche Epoxyfuge nicht so ein, wenn das Zeug ins Holz wandert. Funktionierte auch - nur hat die eigentliche Füllung nicht so richtig mit dem Vortränken Kontakt aufgenommen. Anschleifen ging da in den Lücken ja nicht. Ich hatte zwar bis März gewartet, damit das Holz trocken ist, aber trotzdem ist das alles im warmen April 2007 nochmal geschrumpft, bevor es ins Wasser ging. Da war ich schon fast froh, dass sich nur die beiden Epoxyschichten über lange Strecken voneinander lösten - besser als gerissene Planken, oder?!

Zum Abschluss habe ich dann - als Gegenpol zum ganzen Kunstharz - die Epoxyschicht unter Wasser mit Siena-gefärbtem Tungöllack geölt und das Freibord mit klarem Tungöllack, natürlich vorher die Planken ordentlich mit Leinöl imprägniert und drei Wochen durchtrocknen lassen. Das sieht Super aus!!! Ihr kennt das Gefühl ja sicher, wenn das Mahagoni nach all dem Staub und der vielen Arbeit plötzlich anfängt, rotbraun zu leuchten.

Noch mit viel Grübeln eine Wasserlinie mit weißem Öl abgesetzt und dieses Jahr gings schon Ende April ins Wasser...

Das Ergebnis: Alle möglichen Segler schauen mir hinterher - naja-nun , dem Schratz eben, weil er so gut aussieht - richtig edel das alte Stück, so mit der weißen Linie und dem glänzenden Rumpf. Und vielleicht, weil man die Schratzen hier im Norden eben so selten sieht. Wie schön für die anderen, dass ich auch den Spiegel so liebevoll geschliffen und geölt habe - denn das ist, was die meisten von meinem Boot zu sehen kriegen.

Die geschrumpften Planken sind ratz-schratz wieder zugequollen und das Wasser kommt jetzt nur noch oben rum bei viel Lage!!! So soll das sein!

Vielleicht mache ich mich ja nächsten Winter mal an das schon ziemlich fertige Sperrholzdeck, mal sehen...

 

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